Einordnung des Rückgangs der CO2-Emissionen 2019

Gestern verkündete das Bundesumweltministerium, dass die Treibhausgasemissionen in Deutschland im vergangenen Jahr um rund 6% zurückgingen. Das ist der stärkste Rückgang seit 2008 und damit zwar grundsätzlich eine gute Entwicklung. Dennoch verleiten diese Zahlen allein dazu, dass der Rückgang überschätzt werden könnte und bedürfen daher einer Einordnung.

Der Rückgang kommt vor allem aus dem Energiesektor. Kohlekraftwerke sind aufgrund höherer CO2-Preise (durchschnittlich rund 24€/Tonne CO2 im Europäischen Handelssystem) im vergangenen Jahr weniger gelaufen. Stattdessen sind mehr Gaskraftwerke, die eine weniger schlimme CO2-Bilanz aufweisen, gelaufen, die Erneuerbaren Energien haben einen größeren Beitrag zur Stromversorgung geleistet und es wurde weniger Strom exportiert.

Es besteht die Gefahr, dass wir nun an einem Sockel kratzen, von dem wir nicht so einfach weiter herunterkommen, denn: :
Es ist nicht davon auszugehen, dass der CO2-Preis im EU ETS stärker steigen wird. Durch die sogenannte “Marktstabilitätsreserve” hat die EU Legislative nicht nur sichergestellt, dass niedrige CO2-Preise nicht mehr möglich sind, sondern dass Preisschwankungen insgesamt minimiert werden. Daher ist mit einem Anstieg, der einen weiteren „Fuel Switch“ (der Technologiewechsel von bspw. von Kohle auf Gas) hervorruft, eher unwahrscheinlich.

Auch wenn die Wetterbedingungen für Erneuerbare Energien in diesem Jahr bislang sehr gut waren (viel Wind & Solarstrahlung), wird uns auf die Füße fallen, dass Erneuerbare Energien – gerade die Windenergie an Land – im letzten Jahr kaum ausgebaut wurden, viele Übertragungsleitungen am Limit laufen und auch hier der Ausbau nur schleppend vorankommt.

Darüber hinaus trübt die Zahl allein auch darüber hinweg, dass in vielen anderen Bereichen gar nichts passiert. Im Verkehr und Gebäudesektor haben die CO2-Emissionen sogar zugenommen, bei der Landwirtschaft passiert nichts.
Die Konsequenz aus den neuen Zahlen darf also nicht sein, so weiter zu machen wie bisher. Stattdessen müssen alle Sektoren ihren Beitrag für eine Minderung der CO2-Emissionen leisten und auch im Energiesektor Maßnahmen getroffen werden, dass die CO2-Emissionen auch in Zukunft noch weiter sinken.