Ein Gastbeitrag von Laura Uhl und Rebecca Freitag
Uns geht es gut! Wir leben in einem Land, welches wirtschaftlichen Wohlstand, technologischen Fortschritt, ein stabiles politisches System, eine engagierte Zivilgesellschaft und einen Zugang zu Bildung genießt. Also die perfekten Voraussetzungen, um die 17 Nachhaltigkeitsziele, auf die sich die Staatengemeinschaft 2015 geeinigt, hat, bis 2030 umzusetzen.
Deutschland = nachhaltig? Fehlanzeige! Hier ein paar Beispiele: Wir werfen jährlich 83kg Lebensmittel pro Person weg. In Deutschland werden täglich (!) 63ha versiegelt, welcher Biodiversität verringert und Hochwasser begünstigt. In Deutschland ist die Abhängigkeit deines Schulabschlusses vom Bildungsniveau deiner Eltern so hoch wie sonst kaum in der EU. Unser CO2 Fußabdruck ist fünfmal höher als er für das Erreichen des 2° Grad Ziels sein dürfte.
Für eine erfolgreiche Transformation im Sinne der 2030 Agenda benötigen wir einen mentalen Wandel in der Gesellschaft. Nur wie? Die Antwort lieferte unter anderem bereits der Weltgipfel Rio +10 in Johannesburg, wo die UN Dekade für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) beschlossen wurde. Ziel ist es vor allem, Jungen und Alten nachhaltiges Denken und Handeln zu vermitteln und die Kompetenzen zu fördern, die komplexen Zusammenhänge nachzuvollziehen zu können und an Lösungen mitzuarbeiten.
Leider blieb das gewünschte Ziel der UN Dekade, BNE ins nationale Bildungssystem zu verankern und einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen, in Deutschland aus. Wir brauchen jeden einzelnen, um das Konzept der BNE zu verbreiten und umzusetzen, damit die Nachhaltigkeitsziele auch in Deutschland erreicht werden.
Dafür war Rebecca zu Besuch in der Alice-Salomon Hochschule und hat im Seminar „Bildungspotentiale eines Körper-/Leibbezuges (nicht nur) für die Soziale Arbeit“ des Studienganges „Soziale Arbeit“, geleitet von Laura Uhl, einen Vortrag gehalten. Für die Studierenden war das eine spannende Gelegenheit, um sich über aktuelle Herausforderungen im Kontext der nachhaltigen Entwicklung auszutauschen. Im Rahmen eines spannenden Dialoges konnte dabei schnell festgestellt werden, dass sich auch für die Soziale Arbeit vielfältige Möglichkeiten ergeben, initiativ aktiv zu werden und das Thema nachhaltige Entwicklung in ihrer theoretischen sowie praktischen Arbeit anzuregen. Ein besonderes Interesse galt dem Blick auf vorsprachlich-leibliche, informelle (Lern-)Erfahrungen in alltäglichen Räumen. Schließlich prägen die Räume, durch die wir uns alltäglich bewegen, unsere Vorstellung von Normalität nicht unwesentlich mit.
Sozial orientierte und naturnah, offen gestaltete Lern- und Erfahrungsräume könnten einen Anteil daran tragen, Lernende für nachhaltiges Handeln zu inspirieren. In der (Um-)Gestaltung und Öffnung solcher Erfahrungsräume, so stellen wir in unserer Diskussion fest, kann die Soziale Arbeit vielfältig mitwirken und sie ist dazu angehalten, ihr zentrales Bildungsparadigma in Richtung der Gestaltung eines nachhaltigeren Lebens- und Umweltverhältnisses zu erweitern. Informelle, vorsprachlich-leibliche (Bildungs-)Erfahrungen, so ein Ergebnis unseres Dialoges, leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag in Rahmen von Bildung für nachhaltige Entwicklung.