Der € wird 20! ?
Die Deutsche Bundesbank nahm das zum Anlass um mit 250 jungen Menschen beim Euro20plus über dessen Zukunft, Europa, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu diskutieren. Rebecca war mit einem Vortrag zum Thema „Sustainable Finance“ und in der Thinkaton Jury mit dabei.
Nachhaltigkeit im Finanzsektor?
„Nachhaltigkeit im Finanzsektor“. Das klingt doch wie ein Widerspruch in sich! War es nicht das Bankenwesen, was die Finanzkrise verursacht hat?!
Der Finanzsektor ist zum einen von den Risiken des Klimawandels betroffen, zum Beispiel durch Kreditausfälle, weil Klimawandelfolgen Grundstücke o.ä. zerstören. Zum anderen liegt im Finanzsektor das Potenzial, die Nachhaltige Entwicklung durch Finanzierung von nachhaltigen Projekten voranzubringen. Es lohnt also ein genauerer Blick auf diesen Bereich.
Die internationale Perspektive
Im internationalen Diskurs zur Nachhaltigen Entwicklung wird die Einbeziehung des privaten Sektors bzw. des Finanzsektors betont:
- Sehr prominent zum Beispiel im Pariser Klimaabkommen 2015: Das Finanzsystem soll durch die Umleitung von Finanzströmen in klimafreundliche Investitionen zur Erreichung des 2°-Ziels beitragen.
- Auch auf die Fragen, wie die Sustainable Development Goals (SDGs) finanziert werden sollen, wird immer mehr auf den privaten Sektor verwiesen. Beim letzten High-Level Political Forum 2018 in New York haben wir beobachtet, wie durch viele Side-Events und Programmpunkte dieses Thema in den Fokus gerückt wurde. Beim Betrachten dieser Grafik wird die Notwendigkeit deutlich: Jährlich haben wir eine Finanzierungslücke für die Umsetzung der SDGs von $2,5 Billionen US Dollar! Jährlich! Das zeigt einerseits, dass die finanziellen Anstrengungen der UN und ihrer Mitgliedsstaaten viel zu gering sind und dringend erhöht werden müssen. Andererseits muss die Politik auch andere Akteure, die wie die Finanzwirtschaft einen großen Anteil an bestehenden sozialen und ökologischen Verwerfungen haben, in die Pflicht nehmen, einen Beitrag zur Finanzierung Agenda 2030 zu leisten.
Wie wird der Finanzsektor nachhaltig?
Die EU-Kommission hat eine erste Antwort mit einem Aktionsplangegeben, den sie im Mai 2018 veröffentlicht hat. Darin fordert sie unter anderem mehr Transparenz, Offenlegung und Bildung. Der interessanteste und wichtigste Punkt dabei ist jedoch die Etablierung einer einheitlichen Klassifizierung („Taxonomie“).
Denn wie definieren wir überhaupt „Nachhaltigkeit“ im Finanzwesen?
Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen mitdenken
Oft wird es nämlich mit „Green Finance“ gleichgesetzt oder verwechselt. Doch die soziale und ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit wird kaum mitgedacht. Wie nachhaltig ist zum Beispiel ein klimaneutrales Produkt, welches jedoch unter miserablen Arbeitsbedingungen produziert wurde?
Als ersten Anhaltspunkt dienen hier die „ESG“ Kriterien, entwickelt von einer Nachhaltigkeitsratingagentur.
E = Environmental: hier geht es um Klima – und Ressourcenschutz
S = Social: hier geht es hauptsächlich um faire Arbeitsbedingungen
G = Governance: hier spielen Transparenz und Korruptionsbekämpfung eine wichtige Rolle
Man kann jetzt kritisieren, dass diese Kriterien noch nicht allumfassend sind, oder dass in dem EU Aktionsplan einige Punkte fehlen, zum Beispiel der Fokus auf Versicherungen oder Divestment-Strategien.
Viel wichtiger ist jedoch, dass diese Kriterien überhaupt angewandt werden! Und zwar branchenweit und ohne Ausnahmen. Bisher sind die nachhaltigen Investitionen hauptsächlich von privaten Anlegenden getrieben. Einheitliche (EU-weite) Regeln würden den Beitrag des Finanzsektors zur Nachhaltigen Entwicklung wesentlich voranbringen.
Und was können wir tun?
Wo liegt eigentlich unser Geld? Neben nachhaltigen Fonds spielt auch unser Bankkonto eine wichtige Rolle.
Und nicht zuletzt tragen wir alle Verantwortung das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung voranzubringen, sei es als Entscheidungsträger*in im Finanzsektor, als Anleger*in oder als Mitglied einer Demokratie auf der Straße, im Netz oder analog.